Montag, 21. Mai 2012

Filmtagebuch: RawHeadRex (1986)

RawHeadRex erinnerte mich kürzlich auf tragische Weise an die Cartoon-Version der Masters of the Universe: Wie die romantisch verklärte Erinnerung an He-Man, den Helden meiner Kindheit, diese Zeichentrickserie auf einen Thron hob, den sie - nach erneuter Sichtung mit 20 Jahren Abstand - nie und nimmer verdient hat, machte sich auch diese Clive Barker-Verfilmung (der Held meiner Ausflüge in die Literatur) als schöner Old-School-Horrorflick in meiner Wahrnehmung breit, zumal seit der Rezeption der zu Grunde liegenden und qualitativ ungleich höher anzusiedelnden Kurzgeschichte weit weniger Jahre ins Land gezogen waren als seit meiner ganz persönlichen Filmpremiere. Mit dem Zweiten sieht man leider besser, also gilt für He-Man wie Rex: Sentimental gesehen sehr schön, sie im Regal stehen zu haben, und dort stehen sie auch gut.

Freitag, 18. Mai 2012

Filmtagebuch: Libido Mania (1979)

Als ich vor einigen Jahren den Weg zu einem hinlänglich bekannten, geheimen Filmclub in Gelsenkirchen-Buer antrat, ahnte ich nicht, dass die Grenzen rund um das, was ich für Kino hielt, an jenem Samstag jäh gesprengt werden sollten. Selbst die gut gemeinten Warnungen des von mir hochgeschätzten Christian Kessler schoss ich noch als typische boulevardeske Panikmache in den Wind. Doch nachdem das Licht im Saal langsam gedimmt wurde, sollte die Welt nie wieder so sein wie bisher...
Libido Mania - Alle Abarten dieser Welt, Bruno Matteis Manifest der Geschmacklosigkeiten, klaut sich selbst in diversen Mondo-Filmen zusammen, gefällt sich in all seiner lächerlich pseudowissenschaftlichen Ernsthaftigkeit, die nicht mal 1976 auch nur ein Zuschauer für voll genommen haben kann, und bombardiert das hilflose Publikum mit sexuellen Perversionen, die von harmlos-albern bis Brechreiz erzeugend widerlich reichen. Spekulativ bis zum Anschlag und schamlos in wirklich jeder Beziehung. Ernst zu nehmen ist hieran absolut nichts, wissenschaftlich schon gar nicht. Dokumentiert wird nichts anderes als die Skrupellosigkeit, mit der das Volk seit jeher vor die Leinwände gelockt wird. Aber hey! Es macht einfach so unverschämt viel Spaß! Noch ulkiger ist nur noch der monumentale Audiokommentar von Ingo Strecker und dem bereits erwähnten Christian Kessler auf der Camera Obskura-DVD.

Donnerstag, 17. Mai 2012

Filmtagebuch: Black Death (2010)

Das Mittelalter, die Pest, Christen auf inquisitionärer Suche nach einem angeblichen Totenbeschwörer und ein Regisseur, der ansonsten für seine Horrorfilme bekannt ist - da kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen... Tut es auch nicht, denn neben düsteren Schauplätzen, einigen derben Effekten und einer durchweg bedrohlich-kalten Atmosphäre bietet Black Death solide Unterhaltung. Zum wirklich großen Wurf fehlt es dann allerdings doch an inhaltlicher Stimmigkeit und eindeutiger Pointe. Dass der Film im letzten Drittel urplötzlich um eine Wicker Man-Episode in einem Zelda-Dorf bereichert wird, mag schon aufgrund der schwammigen Charakterisierung der Dorfgemeinschaft nicht so ganz funktionieren. Schade ist auch, dass sich die titelgebende Seuche lediglich als MacGuffin erweist. 

Filmtagebuch: Martyrs (2008)

Aua! Das französische Genre-Kino ist ja bekannt dafür, nicht gerade zimperlich mit seinem Publikum umzugehen. Was Pascal Laugiers Martyrs dem Zuschauer allerdings zumutet, grenzt phasenweise schon an reelle Körperverletzung. Nicht nur die expliziten Gewaltszenen gehen gehörig unter die Haut, auch die kompromisslos kalte und oft unvorhersehbar verstörende Erzählstrategie verlangt einem einiges ab. Zudem sind diverse Brüche sowie die so absurde wie schlüssige wie innovative Plot-Auflösung geneigt, den Betrachter zu überfordern. Am Ende bleibt ein gleichfalls dreckiges und intellektuelles Stück Film, das als Rape-and-Revenge-Slasher (ohne Vergewaltigung im klassischen Sinne) beginnt, sich zum Folter-Porno aufzuschwingen scheint, sich letztendlich jedoch als hundsgemeiner Psycho-Thriller entpuppt.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Filmtagebuch: Total Recall (1990)

Verhoevens Klassiker hat trotz überholter, oder eher überrundeter Effekt-Technik nichts von seiner Faszination verloren. Was übrigens beachtlich ist für einen Film aus dem Jahr 1990, der mit dem Fluch einer Epoche zu Kämpfen hat, die die Schwelle zwischen zeitlosen Hand-made-Effekten und den neuen Technologien darstellt. Allerdings ließ sich Total Recall ohnehin nie auf seine Effekte reduzieren. Viel zu stark sind Story und Umsetzung, auch wenn das Drehbuch im dritten Akt ein klein wenig durchhängt. 

Dienstag, 15. Mai 2012

Filmtagebuch: Red Heat (1988)

James Belushi als Chaos-Cop und Arnold Schwarzenegger als wortkarger sowjetischer Ermittler bilden in diesem Buddy-Movie ein so ungleiches wie launiges Paar. Und auch die zweite Reihe ist mit Laurence Fishburne, Peter Boyle, Gina Gershon und Kurt Fuller bestens besetzt. Das Drehbuch hingegen hätte etwas mehr Pepp vertragen können, und so erreicht Red Heat nur selten die Klasse von Genre-Kollegen wie Nur 48 Stunden oder Leathal Weapon. Einen kleinen Klassiker des 80er-Action-Kinos hat Regisseur Walter Hill hier aber dennoch abgeliefert.

Sonntag, 13. Mai 2012

Filmtagebuch: Blutgericht in Texas (1974)

Keine großen Worte zum Film. Gottgleich! Eines der wenigen Werke, in deren Zusammenhang Begriffe wie "Klassiker", "Kult" oder "Urvater" noch als Untertreibung bezeichnet werden dürfen... Sollte, nein, muss man mitsprechen können. Jetzt endlich digital und vor allem legal uncut erhältlich. Und das mit haufenweise Extras, von denen eines interessanter als das andere ist. Ganz weit oben auf jeden Fall die zweistündige Expertenrunde zum Thema Zensur. Mit Spaß und Kompetenz wird die Lage der Nation vordergründig am Beispiel The Texas Chain Saw Massacre erörtert. Mein persönliches Highlight: Jörg Buttgereit spekuliert bilderreich über desorientierte Jugendliche in Käfigen, die für zwecks Altersfreigabefindung die wildesten Ballerspiele durchzocken müssen. Die Bilder sind heute noch in meinem Kopf. Pflichtkauf!

Filmtagebuch: The Holding (2011)

Eine Witwe mit zwei Kindern, einer eigenen Farm und jeder Menge finanzieller Probleme. Ein Fremder, der seine Hilfe anbietet, von dem aber mehr als offensichtlich - doch natürlich von seinem Opfer unbemerkt - eine massive Gefahr ausgeht. Die Ausgangslage ist bekannt und wenn man ehrlich ist auch der Ausgang, denn auch The Holding verlegt die Handlung von Filmen wie Stepfather lediglich aus dem amerikanischen Vorort ins britische Hochland. Schlechter als seine zahllosen Vorgänger ist er deswegen nicht. Besser aber auch nicht unbedingt.

Samstag, 12. Mai 2012

Filmtagebuch: Final Destination 4 (2009)

Herrlich primitiv, aber auch irgendwie abgenudelt. Die Hochglanz-Optik und die trendigen Chargen, die Final Destination 4 beinahe wie einen zu lang geratenen Video-Clip wirken lassen, nerven zwar ein wenig, aber letztendlich erwartet man von der Reihe doch nichts anderes als kurzweilige Unterhaltung und maßlos komplizierte Todesfälle mit einem dicken Augenzwinkern. Und nichts anderes bekommen wir. Gut so!

Freitag, 11. Mai 2012

Filmtagebuch: Der City Hai (1986)

Es kommt schon fast etwas Wehmut auf bei so mancher 80er-Granate, die man sich heutzutage noch einmal um die Ohren haut. Wie herrlich simpel war doch damals alles, wie unwichtig eine bis zum Erbrechen verkomplizierte Handlung, wie wunderbar niedrig die Schmerzgrenze zur Unglaubwürdigkeit und wie anbetungswürdig brutal die guten, alten Bullen! Der City Hai aus dem Jahr 1986 ist einer dieser heute undenkbaren Filme. Und so ballert und prügelt sich Arnold Schwarzenegger 100 Minuten lang durch diese krude Mixtur aus Action- und Gangster-Movie.
Arnie macht in dieser One-Man-Show unmissverständlich klar, wo der Hammer hängt und könnte es jederzeit locker mit all den aktuellen Action-Weicheiern aufnehmen, genau wie John Wayne den Brokeback Mountain-"Cowboys" selbst noch im Vollsuff eine Tracht Prügel verpassen würde...

Donnerstag, 10. Mai 2012

Filmtagebuch: Monster Brawl (2011)

Klassische Kino-Monster geben sich gegenseitig auf die Mappe - und das in einem Wrestlingturnier auf dem Friedhof??? Wow!!! Und Fan bekommt auch ziemlich genau das, was Fan erwartet. Keine Handlung, kein Anspruch, keine Oscars für Set-Design und Ausstattung. Dafür aber jede Menge Spaß, Anarchie, Insidergags und Gewalt! Trash pur, mit Liebe zum Detail und so einigen Gast-Stars, denen man die Freude beim Dreh zu jeder Sekunde anmerkt. Jimmy "Mouth of the South" Hart kündigt das Teilnehmerfeld an, das sich wie ein Who-is-Who der Horror-Ecke einer schäbigen Videothek liest: Die Mumie legt sich mit der Vampirlady an, Frankensteins Monster vermöbelt einen Zombie und das Ding aus dem Sumpf bekommt vom Werwolf kräftig auf die Glocke. Wer Trash liebt, ein Herz für klassische Fim-Monster hat und auch nur das kleinste bisschen Gefallen am Wrestling findet, kommt an Monster Brawl nicht vorbei. Kleines Budget - großer Spaß!!!

Mittwoch, 9. Mai 2012

Filmtagebuch: Never Sleep Again: The Elm Street Legacy (2010)

Genial! Vier Stunden Freddy pur mit spannenden und spaßigen Anekdoten von praktisch allen relevanten Beteiligten aller relevanten Nightmare-Filme. Denn das Beste: Das dumme Remake findet mit keinem Wort Beachtung.

Dienstag, 8. Mai 2012

Filmtagebuch: Shark Night 3D (2011)

Was in den letzten Jahren so alles aus Seen, Flüssen und Ozeanen auf das Horror-Publikum losgelassen wurde, gab nur selten Anlass zu echter Begeisterung. Selbst eingefleischten Genrefans fällt es zunehmend schwerer, den zeitgenössischen Maritim-Monstern noch etwas abzugewinnen. Was auch? Story und Schauspieler sind in diesem Genre - mit Ausnahme der Klassiker - seit jeher kein ernsthaftes Bewertungskriterium, überzeugende Tier-Animationen geben in der Regel die Budgets nicht her, also wird allenfalls noch mit viel Blut, nackter Haut oder abgefahrenen Drehbuch-Einfällen gepunktet - siehe Piranha 3D.
Doch wo Alexandre Aja genau diese drei Hingucker zu einem bierseligen Party-Spaß vereint, beißen David R. Ellis Haie oft nur halbherzig zu. Neben ein, zwei gelungenen Angriffen gibt sich das Drehbuch recht bieder und traut sich nicht wirklich was. Die wenigen Tropfen Blut verflüchtigen sich schneller als man gucken kann und besonders dreist werden dem erwartungsfreudigen Zuschauer die großspurig auf dem Backcover angekündigten nackten Tatsachen trotz Dauer-Einsatz der knappen Bikinis gänzlich vorenthalten.
Am überzeugendsten geraten sogar noch die Hai-Effekte, und selbst die schwanken in ihrer Qualität doch sehr stark. Während die mechanischen Tiere bei ihren kurzen Auftritten ihre Wirkung nicht verfehlen, mangelt es den animierten Fischen an Natürlichkeit und organischer Bewegung. Bereits über zehn Jahre zuvor sah das Ganze in Deep Blue Sea realitätsnäher aus.
Alles an diesem Film ist irgendwie halbgar, um nicht zu sagen 'weder Fisch noch Fleisch'. Mit viel Wohlwollen kann man solide Unterhaltung mit einzelnen Highlights (aber keine "Hai-Lights", wie auf dem Cover versprochen) attestieren. Alternativ darf man allerdings auch feststellen, dass Shark Night 3D keinem relevanten Hai-Horror auch nur irgendetwas voraus hat. Tut nicht weh beim Zugucken, bleibt aber auch nicht hängen.