Sonntag, 2. Dezember 2012

Adventskalender: Silent Night, Deadly Night (1984)

Billy, der als Kind mit ansehen musste, wie seine Eltern von einem Mann im Weihnachtsmann-Kostüm ermordet wurden, und daraufhin im Waisenhaus von erzkonservativen Nonnen aufgezogen wurde, trägt eine tiefe Aversion gegen das Fest der Liebe in sich. Beim bloßen Anblick des fetten Kerls im roten Anzug dreht der Junge durch. Als Billy Jahre später den Nikolaus in einem Spielwarenladen geben muss, ist ein zünftiger Ausraster quasi vorprogrammiert. Auf der anschließenden Weihnachtsfeier schlitzt sich Billy dann erwartungsgemäß durch die gesamte Belegschaft des Geschäfts. Da der Heilige Abend jedoch noch andauert, zieht er mit Rauschebart durchs Städtchen und metztelt sich seinen Weg zu dem Waisenhaus, um Rache für all die Ohrfeigen und Stockschläge zu nehmen.
Stille Nacht, Horror Nacht lässt seinen Killer ganz in der Tradition von Klassikern wie Halloween, My Bloody Valentine, Prom Night oder natürlich Freitag der 13. nach dem Kalender meucheln. Der markanteste Unterschied zu anderen Vertretern des Genres besteht in der Exposition, die uns die Entsozialisierung Billys ausführlich veranschaulicht. Während Herkunft und Motivation des Mörders üblicherweise erst gegen Ende enthüllt werden, avanciert der Killer hier zum Protagonisten. Billys Kindheit verlangt dem Zuschauer durchaus Mitleid ab, die Qualen, die er ertragen musste, führen womöglich sogar zu einem gewissen Verständnis für seine Taten und die Inszenierung lässt gar keine andere Bezugsperson als ihn zu. Das allein könnte schon ausreichen, Silent Night, Deadly Night aus der Masse an 80er-Slashern herausstechen zu lassen, aber selbstverständlich brennt sich insbesondere der Amok laufende Santa ins Gedächtnis des Publikums.
Handwerklich und schauspielerisch liegt der Film auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie so viele seiner Vorbilder und Nachfolger, doch dies gibt letztlich nur Abzüge in der B-Note. Erfolg und Kult-Status eines Slashers richten sich nach anderen Spielregeln. Markante Mörder mit kreativen Methoden sind hier Trumpf, sonst würde einen Jason Vorhees heute keiner mehr kennen. Und so macht dieser wahnsinnige Weihnachtsmann Silent Night zu einem kleinen Klassiker, der gerade in der Adventszeit einen mords Spaß macht.

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