Donnerstag, 6. Dezember 2012

Adventskalender: Bad Santa (2003)

Willie ist so ein richtiges Arschloch. Er hängt den ganzen Tag an der Flasche (egal, welche) und zwischenmenschliche Nettigkeiten kennt er höchstens von der Durchreise. Den kleinen Marcus – seines Zeichens afroamerikanischer Liliputaner - hält das aber nicht davon ab, einmal im Jahr für vier Wochen nicht von Willies Seite zu rücken. Gemeinsam heuern sie nämlich zur Adventszeit in Kaufhäusern an und geben dort den Weihnachtsmann und seinen Elf. Sobald aber am Heiligen Abend die Lichter ausgehen, bescheren sich die beiden ihre eigenen Geschenke, indem sie den Laden kurzerhand leer räumen. Dieses Jahr haben sie allerdings einige unerwartete Weihnachtsnüsse zu knacken. Der Kaufhausdetektiv ist ziemlich auf Zack, die Santa-fetischistische Sue lässt auch nicht locker, und vor allem will ein kleiner, aber fetter Junge einfach nicht aufhören, an den Weihnachtsmann zu glauben...
Irgendwie gibt es doch viel zu wenig gute Weihnachtsfilme! Klar, ein paar schmucke Horror-Streifen zum Fest lassen sich schon finden, und der eine oder andere Actioner spielt auch zu besagter Jahreszeit. Aber eine richtig garstige Komödie, die dem Geist von Weihnachten mal kräftig das Tannenzäpfle in den Allerwertesten steckt, vermisst man eigentlich schon lange, oder?  
Bad Santa schafft hier Abhilfe. Schon der Anfang, der uns nach einem rührseligen Intro einen völlig besoffenen Nikolaus zeigt, wie er in eine Mülltonne kotzt, deutet an, dass hier nahezu wortwörtlich auf jedwede Weihnachts-Romantik geschissen wird.
Trotzdem muss Willie natürlich am nächsten Morgen wieder ran, um im roten Kostüm die Kinder zu erfreuen. Bei ihm sieht das dann in etwa so aus, dass er bei den begehrten „Fotos mit Santa“ einpennt oder sich selber mal ganz unbeschwert ans Bein pisst.
Irgendwann platziert sich dann aber ein übergewichtiger kleiner Junge auf Willies Schoß, der ihn für den echten Weihnachtsmann hält und fortan nicht mehr loslassen soll. Zunächst voller Abscheu betrachtet, wird diese kleine, dicke Nervensäge bald so etwas wie der Geist von Weihnachten für Willie, denn durch seine konsequente Naivität treibt er den Welt-Hasser zwar in den Wahnsinn, aber gleichsam auch in eine ihm zuvor wohl völlig unbekannte Richtung. So wechselt Bad Santa in der zweiten Hälfte durchaus immer wieder zwischen zwei atmosphärischen Extremen – Das goldgelockte Kind bringt sein ultimatives Idol beinahe zur Weißglut, wenn es die dämlichsten Fragen stellt – Aber der ausgebuffte Kinder-Hasser Willie lässt im Laufe der Zeit auch immer mehr durchblicken, dass er tatsächlich auch ein Herz hat. Dieses zeigt er besonders in einem der zynischsten Dialoge des Films, als er den kleinen Fettsack zusammengeprügelt vorfindet und sich daraufhin die verantwortlichen Rowdies vorknöpft: „Ich hab heut ein paar Kinder verprügelt… Endlich ist in meinem Leben mal was sinnvolles passiert.“
Wäre der Film nicht in Hollywood entstanden, hätte dieser Satz unter Umständen ein genial böses Ende bilden können. Doch leider gelten in der Traumfabrik andere Gesetze und so muss natürlich ein etwas glücklicheres Ende her. Immerhin hat Regisseur Terry Zwigoff dieses unerwartet spaßig inszeniert, zumindest schafft er es, nicht zu sehr ins Kitschige abzudriften. Stattdessen präsentiert er uns ein dem Thema Weihnachten angemessenes Ende, das insgesamt ganz gut zum Film passt.  
Auch wenn der erste Eindruck vermuten lassen könnte, dass man Bad Santa in eine ähnliche Ecke wie all jene scheußlichen US-Klamotten rund um irgendwelches Gebäck bzw. Überland-Fahrten schieben kann, steckt hier doch etwas mehr dahinter. Zwar kommt auch Bad Santa nicht ohne einen gewissen Grad an Gossen-Humor aus, aber es sind vor allem die ultimative Abneigung gegen so ziemlich alles, die Billy Bob Thornton wunderbar auf sein Gesicht zaubert, und die politisch herrlich unkorrekten Szenen, die den Film so sehenswert machen. Da wird dem Kaufhausmanager klar gemacht, dass er nicht so ohne weiteres einen kleinwüchsigen Schwarzen feuern kann, ganz gleich, ob die Entlassung gerechtfertigt wäre oder nicht.
Und da das Ende zwar etwas gemeiner hätte ausfallen können, man aber dennoch recht gut damit Leben kann, ist Bad Santa sowohl für winterliche Romantiker, als auch für Christkind-Hasser eine klare Empfehlung. Der (fast) perfekte (Anti-)Weihnachtsfilm.



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