Sonntag, 2. September 2012

Filmtagebuch: Nazi Sky (2012)

Tief unter der Antarktis, im Innern der Erde, bereitet eine Armee von Nazis, die den Krieg überlebt haben, das 4. Reich vor. Allen voran der diabolische Dr. Mengele, dem es sogar gelingt, Adolf Hitler höchstpersönlich zu neuem Leben zu erwecken. Genauer gesagt dessen Kopf in einem Roboterkörper...
Noch Fragen? Die Schrott-Schmiede The Asylum wirft sich ins Fahrwasser von Iron Sky - auch wenn man selbst so tut, als hätte man nie etwas von diesem anderen Nazis-bereiten-den-Angriff-auf-unsere-Welt-vor-Flick gehört. Immerhin: Während der deutsche Titel den Film zu einem reinrassigen Mockbuster degradiert, kommt Nazis at the Center of the Earth auf dem internationalen Markt nicht ganz so plump daher. Und wird dem Film nebenbei bemerkt auch weitaus mehr gerecht. Denn trotz aller Abwegigkeit ist es Regisseur Joseph J. Lawson gelungen, einen stimmigen, rasanten und bis auf einige der CGI-Effekte professionellen Film zu erschaffen. Ein Schlüssel dazu ist der totale Verzicht auf das gängige Genre-Muster, die eine oder andere Nebenhandlung einzustreuen, womit zwar üblicherweise Zeit gut gemacht wird, was aber auch oft zum Gähnen anregt. Lawson teilt vielmehr seinen Film in vier stilistische Teile auf und sorgt damit immer wieder aufs Neue für Überraschungen. Nazis at the Center of the Earth beginnt in seiner Exposition als handelsüblicher Kriegsfilm. Nach dem Sprung ins Jahr 2012 und in die Antarktis steht der Abenteuer-Teil ins Haus, in dem ein Forscherteam den Eingang zum Erdinnern findet und die geheimnisvolle Jules Vernes-Welt unter dem Ewigen Eis erkundet. Von Mengele und seinen SS-Schergen umstellt, verwandelt sich das Abenteuer der jungen Wissenschaftler in einen Horrortrip alter Schule. Der Schlächter von Auschwitz zwingt sie dazu, ihm bei seinen perversen Experimenten behilflich zu sein, und wer nicht folgt, der findet sich schnell als Versuchsobjekt wieder. Dieser dritte Abschnitt ist ganz sicher der stärkste im Film, spielt er doch gekonnt mit der Verbindung aus Nazithematik, Horrorelementen und einigen ansehnlichen Splattereinlagen. Einzig der durchexerzierte Gang in die "Duschen" wirkt etwas unnötig und damit spekulativ geschmacklos. Im letzten, Sci-Fi-artigen Viertel darf sich dann Hitler himself so richtig austoben, sich in seiner an Futurama erinnernden Wasserglocke stets an der Grenze zur Lächerlichkeit bewegend.
Wer eine raffinierte Handlung erwartet oder sich von miserablen Digitaleffekten abschrecken lässt (wobei einige auch annähernd realistisch wirken, Dinge wie ein Schneemobil, das etwa die Qualität eines 90er-PC-Games hat, bleiben jedoch ganz einfach im Hinterkopf), soll halt die Finger davon lassen. Ohne derartige Ansprüche und mit auf Sparflamme gestelltem Verstand lässt sich Nazis at the Center of the Earth vorzüglich genießen. Ganz sicher der beste Film aus dem Hause Asylum.

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