Samstag, 25. August 2012

Filmtagebuch: Hai Attack (2011)

Dieses unerfreuliche, kleine Machwerk greift nicht nur nach der Krone für den beschissensten Filmtitel aller Zeiten (noch vor All die schönen Pferde!), er schickt sich auch an, die Meisterschaft im Etikettenschwindel zu erringen. Lädt der Slogan "Piranhas sind die kleinen Fische!" noch zum Schmunzeln ein - auch wenn sich der offensichtlich zur Bauernfängerei angedachte Vergleich mit Ajas Genre-Hit Piranha profund verbietet - stimmen die Werbeslogans schon ärgerlicher. Hai Attack (wie spricht man den Titel eigentlich aus?) macht mitnichten "einfach Spaß", und was das Onlineportal der Zeitschrift Cinema zu der Aussage "Hier wird nicht mit Blut und nackter Haut gegeizt!" getrieben haben mag, wird wohl auf ewig ein ungelöstes Rätsel bleiben. Traurige Tatsache ist, dass man sowohl nackte Haut als auch nennenswerte Effekte vollkommen vergeblich sucht. Doch damit nicht genug der Beutelschneiderei. Kackdreist wirbt man auf der Blu-ray-Hülle damit, den Regisseur von Universal Soldiers und Lake Placid verpflichtet zu haben. Der gute G.E. Furst (eigentlich Griff Furst - der Mann hat bis zu seinem 30. Lebensjahr bereits satte sechs Pseudonyme verschlissen) zeichnete allerdings nicht für den durchaus ansehnlichen und vor allem relativ populären Kroko-Horror mit Bill Pullman und Bridget Fonda verantwortlich. Vielmehr hat er den eher bescheidenen dritten Teil dieser Reihe inszeniert. Ein bedauerlicher Druckfehler, sicher ohne jede Absicht. Da muss man ja beinahe dankbar dafür sein, dass die Layouter beim Hinweis auf Universal Soldiers nicht versehentlich den letzten Buchstaben verschusselt haben.
Neben derlei, nun ja, Ungereimtheiten ist Swamp Shark, so der weitaus griffigere und stimmigere Originaltitel, nicht wirklich der Rede wert: Irgendein nicht allzu tiefgründig klassifizierter Monsterhai gerät versehentlich in einen Fluss, auf dem gerade die alljährliche Gator-Party ansteht, die der an der Misere nicht ganz unschuldige Sheriff nicht abblasen will. Kirsty Swanson und ein paar andere ganz sympathische Darstellerinnen quälen sich durch die Handlung, ohne auch nur ein einziges Wasser-Tier-Horror-Klischee zu umschiffen. Alles wie gehabt, nur viel schlechter. Die Hai Attacken sind grausam, blutleer und weisen ein dramatisch schlechtes Timing auf, während die Story sich gelegentlich selbst nicht ganz folgen zu können scheint. Nach dem genreüblichen Jagdausflug, bei dem die Gruppe von einem Hai angegriffen wurde, ihn also bereits vor Augen hatte, freuen sie sich wie die Kinder über einen Kadaver (übrigens der einzige echte Gore-Effekt),  an dem Bissspuren beweisen, dass es sich nicht um Alligatoren, sondern um einen Hai handelt. Die Dialoge reichen von einem grenzdebilem "Der Hai reagiert gar nicht [auf die Scharfschützengewehrkugeln, die ihn um einige Meter verfehlt haben]" bis hin zu einer grenzenlos überheblichen Möchtegern-Hommage an Predator
Ein einziges Mal funktioniert das ansonsten schon bemitleidenswerte Hangeln von einem Genreklassiker zum anderen dann aber doch: Als in einer komplett aus Der weiße Hai kopierten Szene eine Gasflasche nach einem Gewehrschuss aus dem Maul der Monsters fliegt, statt darin zu explodieren (wie in Jaws), kommentiert einer der männlichen Knallchargen den Versuch mit "Das konnte nicht funktionieren!" Und auch das direkt anschließende Finale versöhnt am Ende dann doch ein bisschen, denn im Gegensatz zum kompletten Rest des Films hat man in dutzenden Shark-Flicks einen derartigen Jagderfolg noch nicht gesehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen