Donnerstag, 9. August 2012

Filmtagebuch: The Call of Cthulhu (2005)

Daran, die einzigartige Welt, die Howard Phillips Lovecraft in seinen Schauergeschichten erschaffen hat, in bewegte Bilder zu hüllen, sind bereits die unterschiedlichsten Regisseure grandios gescheitert. Kaum eine "echte" Lovecraft-Verfilmung reicht auch nur im Entferntesten an die visionäre Kraft der Vorlage heran. Dagon und Re-Animator kommen einem hier spontan in den Sinn - und dann lange nichts. Ansonsten vermögen eher jene Werke gelegentlich zu überzeugen, welche keine direkte Umsetzung einer Lovecraft-Erzählung darstellen, sondern sich selbst lediglich als vom Autor "inspiriert" oder auf dessen "Motiven beruhend" bezeichnen. Das Ding aus einer anderen Welt, Tanz der Teufel (beziehungsweise die gesamte Evil Dead-Reihe) oder Hellboy - sie alle machen sich Ideen, Namen und Gegenstände zunutze, die aus der Feder H.P. Lovecrafts stammen. Beinahe könnte man sagen, je weiter entfernt von der Vorlage, desto besser die Verfilmung.
Geradezu konträr stellt sich der Ansatz der HPLHS - der H.P. Lovecraft Historical Society - dar. The Call of Cthulhu bewegt sich nicht nur sehr nah am wohl berühmtesten Werk des Autors aus Providence, sondern strebt durch den Eindruck, zu einer ähnlichen Zeit entstanden zu sein wie der Text, nach maximaler Authentizität: in Form eines Stummfilms. 
Dieses Format bringt neben der gefühlten Nähe zum Stoff - schließlich entstand "Der Ruf des Cthulhu" nicht nur in den 1920ern, auch die Ereignisse tragen sich zu jener Zeit zu - auch den Vorteil mit sich, dass sich die simpel aber mit viel Liebe konzipierten Effekte so homogen in den optischen Stil einbetten, wie es High-End-FX in einem aktuellen Blockbuster tun, womit beide eine vergleichbare Wirkung erzielen. Und so kommt der schwarz-weiße Stop-Motion-Cthulhu trotz minimalem Budget wahrhaft bedrohlich rüber - weil man Animation und Effekte in einem Stummfilm nun einmal so und nicht anders erwartet.
Inhaltlich ist The Call of Cthulhu dank nahezu werksgetreuer Umsetzung ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Was die HPLHS hier geleistet hat, verdient allerhöchsten Respekt und reichlich Sympathie. Ein einmaliger Genuss für wirklich jeden Lovecraft-Liebhaber.

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