Montag, 11. Juni 2012

Filmtagebuch: Cabin Fever (2002)

Von Zeit zu Zeit kommen einem Filme unter, bei denen man schon beinahe ein schlechtes Gewissen darüber verspürt, ihnen nicht besonders viel abgewinnen zu können. Wenn Eli Roth's Regiedebut von Genregrößen wie Peter Jackson oder Quentin Tarantino gepusht, gehyped und abgefeiert wird, Kritiker und Fans weltweit den vermeintlich neu erfundenen Horror bejubeln, aber man selbst völlig unberührt von der ganzen Chose bleibt, können sich durchaus ernsthafte Zweifel am eigenen Filmverständnis breitmachen.
Wagt man sich nun aber zehn Jahre später erneut an jenes Werk, sucht immer noch verzweifelt nach dem, was die Leute daran so begeistert und findet es womöglich in der simplen Tatsache, dass Cabin Fever schlichtweg zur richtigen Zeit im richtigen Genre aufgetaucht ist - im Jahr 2002 war der Horror-Markt überschwemmt von gleichgeschalteten Remakes im MTV-Style - verspürt man eine gewisse Bestätigung des persönlichen ersten Eindrucks.
Ja, Roth hat hier einen netten, fiesen, kleinen Film und nebenbei einen mehr als beachtlichen Erstling abgeliefert. Aber von der Offenbarung, als die uns das Ganze auch jetzt noch verkauft wird, ist Cabin Fever trotz grandioser Ekel-Effekte, trotz gelegentlich aufkeimender 80er-Atmosphäre mit vielen liebevollen Referenzen und trotz kongenialem Schlussgag damals wie heute weit, weit entfernt. Seinerzeit spielte der Einheitsbrei in der Horror-Landschaft dem Film in die Karten und ließ ihn vergleichsweise frisch und erfreulich, geradezu erdig und true, halt ganz einfach Old School erscheinen. Doch wenn man ehrlich ist, würde Cabin Fever heute kaum für derlei Furore sorgen und wirklich beeinflusst hat Roth spätere Genre-Produktionen kaum. Dieses Kunststück sollte ihm erst drei Jahre später mit Hostel gelingen. Seinen Spaß kann man natürlich dennoch mit Cabin Fever haben - ein schlechtes Gewissen ist andernfalls allerdings nicht nötig.

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