Mittwoch, 18. Januar 2012

Filmtagebuch: True Grit (2010)

Manche Filme sind einfach hoffnungslos abhängig von den Erwartungen, mit denen das Publikum an sie herantritt. True Grit teilt dieses Schicksal, mag er Liebhaber sowohl der Coen-Filme als auch urtypischer Western verprellen. So sehr wie hier hat noch kein Werk des Brüderpaars sein Genre dem Ergebnis derart aufgedrängt, womit sich die cinematografisch gewohnt unkonventionelle Coen-Atmosphäre ein wenig verliert. Für einen erdigen Western hingegen kommt das Ganze einen Tick zu postmodern und surreal rüber. In der Summe gerät True Grit aber zur unterhaltsam-amüsanten Abenteuerreise, bleibt dabei angenehm stimmig und vermag darüber hinaus noch, den Zuschauer zu packen. Starke Bilder und erstklassige Schauspieler tun ihr Übriges, die inhaltlich eher karge und wendungsarme Geschichte zu überspielen. An die Version von 1969 (Der Marshal) erinnert nicht nur laut Aussage der Coens nicht sehr viel. Eher denkt man nicht nur aufgrund des Schneefalls und der zermürbend ziellosen Suche nach den Ganoven an einen anderen, ungleich bedeutenderen John Wayne-Western. Folgerichtig sorgt ein Zitat der Eröffnungs- und Abschlussszene von The Searchers (Der Schwarze Falke, 1956) für den größten Lacher und einen der stärksten Eindrücke des Films. Wo John Ford seinen Helden in den berühmten "Rahmen" reiten beziehungsweise aus ihm heraustreten lässt, torkelt der versoffene Rooster Cogburn hier in ihn hinein. Überhaupt schafft es Jeff Bridges in beeindruckender Weise, des Dukes Fußstapfen mit des Dudes Badeschlappen zu beschreiten. Großartig!

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